Von Kajo Breuer
„Warum die Windkraft der richtige Weg bleibt“ lautete die Überschrift des Kommentars von Christoph Schreiner zum Abschluss einer Serie der „Saarbrücker Zeitung“ zum Thema „Windkraft im Saarland“. Die saarländische Heimatzeitung, die nicht gerade in dem Ruf steht, ein Propagandaorgan der Erneuerbaren Energien zu sein, fand nach acht Folgen ein positives Resümee für den Bau von Windkraftanlagen in unserer Region.
Immerhin lässt die „Saarbrücker Zeitung“, – und das ist durchaus verdienstvoll -, die verschiedenen Seiten zu Wort kommen, die Verfechter ebenso wie die Gegner der Wind-kraft. Die Umweltverbände erhalten die Gelegenheit, ihre Positionen darzulegen, der zuständige Minister wird interviewt, eine Energiegenossenschaft kann ihre Erfolge veranschaulichen, die ästhetischen Probleme werden behandelt, die wirtschaftlichen Aktivitäten der in Sachen Erneuerbare Energien tätigen saarländischen Unternehmen werden vorgestellt, ein Streitgespräch zwischen Uwe Leprich und Oskar Lafontaine aufgezeichnet und der Stand der Dinge beim Ausbau der Windkraft im Saarland dokumentiert. Zum Thema „Windkraft“ erlaubt sich die Saarbrücker Zeitung eine eingehende Betrachtung, wie sie für das saarländische Monopolblatt ungewöhnlich ist.
Schreiner gelangt zu einer Bilanz, die er „salomonisch“ nennt: „Kategorische Haltungen, ob pro oder contra Windenergie, sind fehl am Platz.“ Kategorisch, das heißt keinen Widerspruch duldend. Damit hat Schreiner einen entscheidenden Punkt getroffen. Schwerwiegender als die inhaltliche Position ist oftmals der vergiftete Ton, der die Auseinandersetzung bestimmt. Zwar sind es meist Gegner der Windkraft, die mit aggressiv und apodiktisch vorgetragenen Vorwürfen die Realisierung der Projekte zu verhindern suchen, doch reagieren auch die Befürworter nicht selten auf ähnliche Weise, – verständlich, aber nicht unbedingt der Sache dienlich.
Die Energiewende wird nur demokratisch gestaltet erfolgreich sein können. Dazu gehört der Widerspruch, dazu gehören unsachliche Gegenargumente, dazu gehören Emotionen. Dies zu ertragen, ist schwer, aber unumgänglich. Rotmilane, Fledermäuse, Schwarzstörche, der Wald, der Schattenschlag, die Warnlichter, der Lärm, die Landschaft, alles Aspekte, für die sich Menschen vielleicht erst interessieren, seitdem sie wissen, dass in ihrer Nähe eine Windkraftanlage gebaut werden soll. Es mag sein, dass sich Leute keinen Deut für diese Aspekte interessieren und sie lediglich als Vorwand benutzen, um ihre persönlichen Ziele zu verfolgen. Es mag aber auch sein, dass sie sich in ihrer Betroffenheit erstmals für solche Frage zu interessieren und mit der Materie zu beschäftigen beginnen. Insofern ist es nicht sehr sinnvoll, die Motive der Windkraftgegner in Frage zu stellen. Es führt kein Weg daran vorbei, sich mit den Gegenargumenten (und seien es auch eindeutig falsche Behauptungen) ernsthaft auseinanderzusetzen in der Hoffnung, dass das eine oder andere Pro-Argument doch Wirkung zeitigt. Manche Menschen glauben, man könne die Energiewende verwirklichen, ohne dass sie selbst an ihrem Leben irgendetwas ändern müssten. Manche Menschen glauben, man könne sich Wünsche und Interessen erfüllen, die nicht nur unterschiedlich sind, sondern sich sogar ausschließen. Das alles ist nicht ungewöhnlich. In den vergangenen Jahrzehnten haben viele Menschen erkannt, dass eine ökologisch betriebene Landwirtschaft erforderlich und der Kauf von Produkten aus dem fairen Handel sinnvoll ist, warum sollte nicht auch die Notwendigkeit der Windkraft einsichtig werden? Der „Kulturkampf“ geht weiter.