Foto mit freundlicher Genehmigung des LPM, © Landesbildstelle Saarland im LPM (Lischke, Joachim)
Die Saarbrücker Zeitung schreibt in ihrer Ausgabe vom 21. Dezember 2017 unter der Überschrift „Im Kraftwerk Ensdorf stehen die Turbinen still“ einen Artikel über die Schließung des Kohlekraftwerks in Ensdorf (hier geht es zum Artikel). Aus Sicht der Energiewende Saarland e.V. ist die Stilllegung des Kraftwerks zu begrüßen.
Zum Kommentar von Lothar Warscheid „Woher soll der Strom kommen ?“, der sich auf den Artikel bezieht, möchten wir an der Stelle folgende Stellungnahmen veröffentlichen:
Der Verlust des saarländischen Standortvorteils als “Energieland” ist teilweise hausgemacht. Viel zu lange wurde an der Kohle festgehalten. Wir können heute froh sein, dass ein Bürgerbündnis Ende 2007 den Neubau von zwei zusätzlichen Kohlemeilern in Ensdorf verhindert hat, sonst stünde dort bald eine weitere fossile Ruine. Beim Aufbau neue Kapazitäten zur Erzeugung von Windkraft und Sonnenstrom war die Landesregierung bisher alles andere als ehrgeizig. Man kann es nicht allein auf die Bundespolitik schieben (zB das EEG), wenn das Saarland heute die rote Laterne trägt. In gleichem Maß sind landespolitische Fehlentscheidungen schuld daran: Ein neues Waldgesetz, welches die meisten Waldstandorte für Windkraft verhindert, das Vorschieben von Naturschutz und “Infraschall”, um neue Windparks zu verhindern, die restriktive Behandlung von Förderanträgen bei Markteinführungsprogrammen für neue Technologien. Es gab auch keine Initiative des Landes, um zusammen mit Nordrhein Westfalen eine Geschäftsgrundlage für den Bau von Pumpspeichern in aufgegebenen Kohleschächten zu schaffen. Dies wäre immer noch die billigste Technik zum Speichern überschüssiger Strommengen im Netz. Über den Bundesrat wäre eine Initiative möglich gewesen. Stattdessen erlaubt man der RAG, die Gruben zu fluten, was auch diese Option verhindert. Durch rückwärts gewandtes Denken werden derzeit alle Zukunftschancen verspielt.
Winfried Anslinger, Vorstands- und Pressesprecher der Energiewende Saarland e.V.
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Gebetsmühlenartig behaupten die Atom- und Kohlestrom-Unternehmen, dass bei einem Atomausstieg und erst jetzt erst recht bei einem Kohleausstieg in Deutschland die Lichter ausgingen oder dass Deutschland dann Atomstrom aus Frankreich (laut obigem Kommentar aus Cattenom…) beziehen müsste. Das Gegenteil ist der Fall. In Frankreich werden 85% des Stroms aus Atomkraft erzeugt. Bereits 2009 konnte während eines Kälteeinbruchs die französische Atomwirtschaft den Strombedarf im eigenen Lande nicht mehr selbst decken. Wohnungen blieben in Frankreich kalt und Stromsparappelle griffen um sich.
Damit die Lichter in Frankreich nicht ausgingen, importierte Frankreich viel Strom aus Deutschland. Die große Atomstromabhängigkeit bereitet den Franzosen nicht nur im Sommer, sondern auch im Winter Probleme. Im Sommer muss Frankreich immer wieder Strom aus anderen Ländern importieren, weil aufgeheizte Flüsse die Atomreaktoren nicht mehr ausreichend kühlen konnten. Ein großer Teil davon kommt aus Photovoltaik- und Windstromanlagen in Deutschland. Kohlestrom in Deutschland ist ein Auslaufmodell. Unflexibel, klimaschädlich und weitgehend von Importkohle abhängig. Das Fraunhofer Institut hat in einer ausführlichen Studie („100 % ERNEUERBARE ENERGIEN FÜR STROM UND WÄRME IN DEUTSCHLAND“) dargestellt, wie eine Vollversorgung mit 100% erneuerbaren Energien nicht nur bei Strom, sondern auch bei der Wärmeversorgung möglich sind. Und zwar ohne jegliche Importe von Energie,also nur auf Basis von Ressourcen, die in Deutschland zur Verfügung stehen. Laut Fraunhofer stoßen wir dabei nicht an technische Potenzialgrenzen und alle Techniken, die notwendig sind, sind grundsätzlich verfügbar. Die Gesamtkosten für den Bau, den Erhalt und die Finanzierung für eine auf 100 % erneuerbaren Energien basierende Strom- und Wärmeversorgung Deutschlands sind nicht höher als die Kosten, die heute für die Versorgung (Bau, Erhalt, Brennstoffkosten und Finanzierung) mit Strom und Wärme verwendet werden. Dabei sind noch keinerlei zukünftig zu erwartende Preissteigerungen für fossile Energien berücksichtigt, sondern heutige Weltmarktpreise für fossile Energieträger verwendet worden. Jeder Stromkunde und jeder Heizöl- und Gaskunde im Saarland wäre froh endlich langfristig stabile und kalkulierbare Strom- und Wärmekosten in Zukunft aus heimischer erneuerbarer Energie zu haben, anstatt ständig stark schwankender Energiepreise, je nach politischer Lage in den Herkunftsländern und der Spekulation an den Rohstoffbörsen der Welt. Stattdessen sind wir abhängig von Gasimporten, Kohleimporten und Ölimporten. Wie lange wollen wir uns davon noch abhängig machen?
Ronald Maltha
Mitglied der Energiewende Saarland e.V.