/Friedhelm Chlopek
War es da ein Zeichen, dass es in den arktischen Regionen so warm wurde, dass kalte Luftmassen nach Europa drängten, spanische Strände mit weißem Schnee überzogen und es just an dem Tag, Freitag, 2. März 2018, in Saarbrücken morgens zu Blitzeisbildung kam und anschließend zu einem Dauerschneefall bei Temperaturen um – 6 Grad?
Die Veranstaltung „Transformation, Energiewende und Strukturwandel im Saarland“, organisiert von den Naturfreunden Saarland e.V., der Stiftung Demokratie Saarland (SDS) und der Energiewende Saarland e.V. war trotz des widrigen Wetters sehr gut besucht. Über 60 Teilnehmer diskutierten mit einem hochkarätigen besetzten Podium.
Da wäre zunächst einmal Michael Müller zu nennen, ehemaliger Staatssekretär im Bundesumweltministerium, Redeschreiber und Freund von Willy Brand und Bundesvorsitzender der Naturfreunde Saarland e.V.. Oder Reinhold Jost, amtierender Minister für Umwelt und Verbraucherschutz des Saarlandes. Und schließlich Dr. Simone Peter, ehemalige Umweltministerin des Saarlandes und, nachdem sie lange Jahre Bundesvorsitzende der Grünen war, nun ehrenamtlich (wie sie es in der Diskussion ausdrücklich festgehalten wissen wollte) als Präsidentin des Bundesverbandes Erneuerbarer Energie tätig.
Das Thema, „Transformation, Energiewende und Strukturwandel im Saarland“, schien nur auf den ersten Blick höchst akademisch. In seinem Impulsvortrag stellte Michael Müller schnell die Zusammenhänge dar. Wir leben in einer Zeit des Umbruchs, von der Wachstumsgesellschaft hin zur digitalen Gesellschaft. Das birgt Gefahren, wie die Geschichte lehrt.
Beispielhaft wies Michael Müller auf den Umbruch von der feudalistischen zur industrialisierten Gesellschaft hin. Er verwies auf die Besitzstandswahrer, die damals das alte, feudalistische Sytem unter allen Umständen schützen wollten und sich so im Grunde mitschuldig machten an zwei Weltkriegen mit all den schrecklichen Folgen.
In dem Spannungsumfeld von heute geht es zwar um andere Probleme, die die Folgen könnten um ein vielfaches schlimmer sein. Als Beispiele nennt Michael Müller in seinem Impulsvortrag den Klimawandel mit seinen unabsehbaren Folgen für die Menschen und die Erde. Die wichtigste Ursache für diesen Klimawandel ist das maßlose Wachstum als Grundlage des heutigen menschlichen Zusammenlebens. Wir sind aber an unsere Grenzen gestoßen. Ökologie, so Michael Müller in seinem Vortrag, muss der Ausgangspunkt allen Handels werden. Ohne ein Mehr an Gerechtigkeit kann die Gesellschaft keine Grenzen setzen. „Wir müssen daher auf mehr Demokratie und Aufklärung setzen“.
Dr. Simone Peter nahm sich des Themas „mehr Demokratie und Umwelt“ an. Ausführlich ging sie auf Ihre Erfahrungen, die sie in den letzten Jahren gerade in Berlin hat sammeln dürfen, ein. Um die Klimaziele wirklich zu erreichen, müsse eben auch über neue, politische Bündnisse nachgedacht werden, die dem Grundgedanken der Umwelt und der Transformation verpflichtet sein sollten.
Umweltminister Jost möchte den Menschen in diesem Zusammenhang den menscvhen den Spiegel vorhalten. Er weist auf den Widerspruch hin, den er in seinem Amt immer wieder erfahren muss. Zwar wären die Menschen hier im Saarland für die Energiewende, wenn es aber konkret würde, winken sie ab. Windkrafträder: Klar, aber bitte nicht vor der eigenen Tür. Und natürlich ist jeder für eine artgerechte Haltung von Tieren wie beispeilsweise Hühnern, geht aber gleichzeitig zum Discounter und kauft dort die Hähnchen im Angebot.
Simone Peter weist in der Diskussion auch darauf hin, dass in Deutschland Chancen verpasst werden. Die Energiewende braucht beispielweise Batterien. Gleichzeitig schließt die Firma Bosch die einzige Zellproduktion für Autobatteriezellen in Europa.
Natürlich gab es auch Fragen aus dem Publikum. Eine betraf das neue EEG. Mit dem neuen EEG ist eine Bürgerbeteiligung am Stromausbau nahezu ausgeschlossen. Was früher einfach vonstatten ging, dem sei heute ein Riegel vorgeschoben. So wird der Ausbau der erneuerbaren Energien, vor allem der Windkraft im Saarland komplett gestoppt. Umweltminister Jost wies darauf hin, dass ihm hier die Hände gebunden seien. Das neue EEG sei nun mal so, wie es ist. Wenn man hier etwas ändern wolle, dann soll man eben Klagen. Bisher seien aber alle Klagen von den Gerichten negativ bescheinigt.
Insgesamt war die Veranstaltung ein großer Erfolg. Natürlich können an einem Abend nicht alle Fragen beantwortet werden, für viele Fragen müssten eigens Veranstaltungen stattfinden. Aber: Die einzelnen Umweltverbände arbeiten daran, denn das hat diese Veranstaltung gezeigt: Aufklärung tut not.