Warum wir die Energiewende Saarland e.V. brauchen
Man könnte es vorsichtig so formulieren, dass das Verhältnis zwischen den vier Energieriesen E.ON, RWE, Vattenfall und EnBW und denjenigen, die die Energiewende vorantreiben, angespannt ist. Denn um es provokativ auf den Punkt zu bringen: Die „großen Vier“ wollen die Energiewende gar nicht. Sie, die ihren Aktionären und der eigenen Gewinnmaximierung verpflichtet sind, versuchen gerne auch mit fleißiger Lobbyarbeit, die Energiewende zu verhindern.
Ein Beispiel für eine solche Lobbyarbeit ist das Forschungsinstitut für Energie der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen. E.ON spendete 40 Millionen Euro an das Institut und förderte so fünf Professuren. Der Name einer der geförderten Professoren: Bruno Thomauske mit dem Fach „Nuklearer Brennstoffkreislauf“. Ganz nebenbei schreibt Thomauske die entscheidenden Gutachten für die Bundesregierung über das Atomlager Gorleben.
Diese Lobbyarbeit ist aus Sicht dieser Energieriesen verständlich. Je länger ihre durch den Staat subventionierten Kraftwerke Energie produzieren, je größer sind deren Gewinne. Die Kehrseite ist allerdings, dass der größte Teil der gewonnen Energie aus fossilen Ressourcen stammt. Er belastet entweder die Umwelt oder ist schlicht gefährlich.
E.ON, angeblich hoch verschuldet, zerschlägt sich selbst. 2016 sollen unter anderem die Bereiche um die Atomkraftwerke ausgelagert werden. Mit jetzt schon an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit werden die Folgekosten für den Ab- und Rückbau der Atomkraftwerke, die E.ON in Deutschland betreibt, nicht im vollen Umfang von E.ON getragen. Die anderen Energiekonzerne werden diesem Beispiel dann wohl folgen. Die ungeheuren Kosten werden sozialisiert, sicher über den Strompreis, sprich der Verbraucher zahlt´s.
Die Energiewende ist ein schwieriges Unterfangen. Aber es gibt drei Fakten, die reichen, um deren Grundthematik zu umreißen:
- Fossile Ressourcen sind endlich.
- Das Verbrennen fossiler Ressourcen verursacht Treibhausgase, die das Klima gefährden.
- Erneuerbare Energien versprechen Lösungen für beide Probleme.
Fossile Ressourcen sind endlich
Grund-, Mittel- und Spitzenlastkraftwerke: Das war und ist die Einteilung, nach der weltweit Energie produziert wurde und wird. Zu den Grund- und Mittellastkraftwerken zählen unter anderen Stein- und Braukohlekraftwerke. Über 40 Prozent des in Deutschland 2013 erzeugten Stroms wurden von diesen Kraftwerken geliefert. Mit einem Anteil von 25,8% lag dabei die Braunkohle in Deutschland vor der Steinkohle. Insgesamt wurden so weltweit 35 Milliarden Tonnen CO2 ausgestoßen.
Kommen wir noch einmal zu der Einteilung der Stromerzeugung und schauen uns die Grundlastkraftwerke an. Sie sind dadurch gekennzeichnet, dass sie – einmal angefahren – permanent Energie produzieren. Für die Stromproduzenten waren und sind sie Goldgruben. Besonders die Atomkraftwerke.
Rückblick: Am 6. August 1945 warfen die Amerikaner über Hiroshima eine Atombombe ab, die in 600 Metern explodierte. Rund 70.000 Menschen starben unmittelbar nach der Detonation, Zehntausende erlagen danach den Folgekrankheiten durch die Strahlung. Und so menschenverachtend es sich anhört: Hiroshima hatte dabei noch Glück. Durch die Tatsache, dass die Bombe hoch über der Stadt explodierte, war der Fallout und in der Folge die Verstrahlung „nicht so hoch“. Die Verstrahlung großer Gebiete nach der Katastrohe von Fukushima war um das Tausendfache höher als bei der Atombombe von Hiroshima. Unverständlich, dass die japanische Regierung die Mehrheitsmeinung der japanischen Bevölkerung ignoriert und im August 2015 wieder Atomkraftwerke angefahren hat.
Es zeigt aber, wie stark der Einfluss der Stromerzeuger auf die Politik ist. Auch wenn wir in Deutschland unsere Atomkraftwerke in absehbarer abschalten wollen, sieht es in großen Teilen Europas anders aus. Cattenom steht zwar auf französischer Seite, aber immerhin in direkter Nachbarschaft zum Saarland. Dass wir im Zeitalter des globalen Terrorismus leben, ist mittlerweile jedem klar. Wenn wir also fragen, wie es um die Sicherheit bei Atomkraftwerken aussieht, dann sollten gerade die Betreiber von Atomkraftwerken Antworten geben können, die beruhigen. Dass über Cattenom mehrmals Drohnen gesichtet wurden, von denen niemand weiß, wer sie steuerte und was sie dort machten, ist dann tatsächlich einer von vielen Gründen zur Besorgnis.
Das Verbrennen fossiler Ressourcen verursacht Treibhausgase, die das Klima gefährden
Die Kohlemeiler, die im Jahr 2012 gebaut wurden, stoßen bei einer angesetzten Laufzeit von 40 Jahren mehr als 19 Milliarden Tonnen CO2 aus. Man sollte wissen: Der Ausstoß aller Kohlekraftwerke im Jahr 2012 lag bei 14 Milliarden Tonnen. Zu diesen Zahlen kamen Wissenschaftler der University of California und der Princton University.
Auch unsere Kohlekraftwerke im Saarland tragen zu diesem CO2-Ausstoß bei:
- Kraftwerk Bexbach: Eigentümer: EnBW / STEAG Power Saar Betreiber: STEAG Power Saar Baujahr: 1983 Energieträger: Steinkohle
- Kraftwerk Weiher III: Eigentümer: STEAG Power Saar Betreiber: STEAG Power Saar Baujahr: 1976 Energieträger: Steinkohle
- Kraftwerk MKV Fenne: Eigentümer: STEAG Power Saar Betreiber: STEAG Power Saar Baujahr: 1982 Energieträger: Steinkohle / Gas
- Kraftwerk HKV Fenne: Eigentümer: STEAG Power Saar Betreiber: STEAG Power Saar Baujahr: 1989 Energieträger: Steinkohle / Gas
- Kraftwerk Ensdorf Block 1: Eigentümer: VSE Betreiber: VSE Baujahr: 1963 Energieträger: Steinkohle
- Kraftwerk Ensdorf Block 3: Eigentümer: VSE Betreiber: Saarstahl / Saarschmiede Baujahr: 1971 Energieträger: Steinkohle
- Kraftwerk Römerbrücke: Eigentümer: Energie SaarLorLux Betreiber: Energie SaarLorLux Baujahr: 1988-2011 Energieträger: Erdgas / Steinkohle
Wenn im Saarland immer noch die Diskussion um den Vorsorgeabstand bei Windkraftanlagen läuft, sollten wir auch daran denken, dass, je weiter wir den Vorsorgeabstand machen, die möglichen Flächen für die Windkraftanlagen immer weniger werden. Windkraftanlagen erzeugen aber kein CO2 und werden ganz ohne Zweifel nie ein Angriffsziel für terroristische Aktivitäten sein.
Erneuerbare Energien versprechen Lösungen für beide Probleme.
Zunächst einmal sind erneuerbare Energien sauber, sie vermeiden Treibhausgase und vermindern dadurch den Treibhauseffekt. Erneuerbare Energien tun aber noch mehr: Durch den Bau von Windkraft- und Solaranlagen fördern wir mit jedem Euro an Investitionen die eigene Wirtschaft.
Energiegenossenschaften wie die Raiffeisen-Bürger-Energiegenossenschaft Bliesgau eG sind sehr gute Beispiele dafür, wie eben auch im Saarland mit erneuerbaren Energien nicht nur Energie erzeugt werden kann sondern auch Renditen aus angelegtem Kapital erwirtschaftet wird. Das kann schließlich auch kleineren Gemeinden zu Gute kommen, die heute nach neuen Einnahmequellen suchen.
Zusammen mit der Gebäudesanierung und der Elektromobilität schaffen wir sehr große Märkte und auf die Zukunft bauende Arbeitsplätze. Jeden Euro, den wir für Öl und Gas ausgeben, fließt in die Kassen ausländischer Konzerne. Gelder für die Energiewende kommen zum allergrößten Teil der mittelständischen und regionalen Wirtschaft zu Gute.
Wir haben die Energiewende noch lange nicht geschafft. Dabei sollten wir Energiepolitik und Energiewende nicht verwechseln. Die Politik können wir kritisieren, die Wende aber müssen wir schaffen. Deswegen brauchen wir auch, neben all den vielen anderen Mitstreitern, die Energiewende Saarland e.V.