von Jürgen Kurz, Fa. PV Line Solutions, Saarbrücken
Der Strompreis setzt sich aus vielen einzelnen Komponenten zusammen, wobei der eigentliche Energiepreis nur einen geringen Anteil am gesamten Strompreis hat. Bereits heute lässt sich sagen, dass diese Umlagen, ausgenommen die EEG-Umlage, auch zukünftig stark steigen werden. Weiter lässt sich prognostizieren, dass auch die Strompreise insgesamt in den kommenden Jahren einer Änderung hin zu verbrauchszeitabhängigen Tarifen unterliegen werden. Eng daran geknüpft ist der ab diesem Jahr beginnende, verpflichtende Einbau von sogenannten Smart-Metern. Erst mit dieser Technologie ist es möglich auch verbrauchszeitabhängig abzurechnen.
Der Strompreis ist in den letzten ca. 10 Jahren immer mehr zum Politikum geworden, insbesondere die viel gescholtene EEG-Umlage ist Ziel der Angriffe, insbesondere von Kritikern der erneuerbaren Energien und der Energiewende. Die EEG Umlage ist, wie der Name schon sagt, eine Umlage die von allen Stromverbrauchern bezahlt wird. So zumindest die ursprüngliche Idee. Dieses eingenommene Geld wird dann zur Zahlung der Vergütungen, für alle Anlagen die im Rahmen des EEG Strom ins öffentliche Netz einspeisen ausbezahlt, dadurch wurde ein Anreiz geschaffen, in diese damals neue und sehr teure Technologie zu investieren.
Bis zum Jahr 2009 hat das im Wesentlichen auch so funktioniert. Die EEG Umlage betrug zu diesem Zeitpunkt ca. 1,31 ct/kWh. Es gab auch einige wenige Ausnahmen für extrem stromintensive Industrieunternehmen, die von der Zahlung der EEG Umlage befreit waren (Stromverbrauch größer 10 Mio. kWh pro Jahr), die Befreiung war an sehr scharfe Kriterien gebunden. Zudem wurde der sogenannte Ausgleichsmechanismus eingeführt.
Kurz zusammengefasst hatte dies zur Folge, dass der bis dahin geltende Verbrauchsvorrang für den eingespeisten Strom aufgehoben wurde und der Strom aus erneuerbaren Energien ab diesem Zeitpunkt nicht mehr 1:1 abgenommen und vergütet wurde, sondern zum jeweils geltenden Kurs an der europäischen Strombörse EEX gehandelt werden musste. In der Folge wurde wieder mehr „billiger“ Kohle- und Atomstrom produziert, überschüssiger Strom vor allem aus erneuerbaren Energien wurde zu Niedrigpreisen ins Ausland exportiert, in der Folge sank der Börsenstrompreis. Diese Entwicklung wurde durch weitere Anpassungen in der Gesetzgebung in den Jahren 2012, 2014 und 2016 weiter verschärft.
Die EEG-Umlage ist nur noch dem Namen nach das Instrument zur Förderung der erneuerbaren Energien. Mittlerweile wurde sie nahezu in Gegenteil verkehrt und ist nunmehr das Hauptargument für Gegner der erneuerbaren Energien und der Energiewende, die gebetsmühlenartig behaupten die Erneuerbaren seien zu teuer und auf Dauer nicht finanzierbar.
Im Zuge der Anpassungen am EEG wurden auch die Kriterien für die sogenannten privilegierten Letztverbraucher weiter ausgeweitet, so dass mittlerweile nahezu 25% des gesamten deutschen Stromverbrauches von der Zahlung der Umlage ganz oder größtenteils befreit. Dies betrifft aber nur Gewerbe- und Industriekunden, die mehr als 1 Mio. kWh Verbrauch haben und die als besonders energieintensiv gelten. Im Jahr 2016 waren das 2.137 Unternehmen. Privatverbraucher. sowie kleine und mittelständische Betriebe sind hiervon ausgenommen. Auch dies führte zu einer weiter steigenden EEG-Umlage für die verbliebene Mehrheit der Stromkunden.
Dennoch wird die EEG Umlage mittel- bis langfristig sinken. Die ältesten Anlagen, die nach dem EEG gefördert wurden und damit auch die Teuersten, fallen in den nächsten Jahre aus der Vergütung heraus. Neue Anlagen werden mit einem sehr viel geringeren Betrag gefördert. Zudem nimmt die Zahl derer zu, die den Strom hauptsächlich selbst verbrauchen und nur mehr wenig bis gar nicht einspeisen.
Allerdings ist abzusehen, dass der Strompreis insgesamt weiter steigen wird, da erheblich in den Netzausbau investiert werden wird, ob dies sinnvoll ist oder nicht sei dahingestellt und soll hier nicht näher betrachtet werden. Inwieweit sich Steuern, Zölle, CO2- Abgaben oder ähnliches zukünftig auf den Strompreis auswirken werden ist schwer zu prognostizieren.
In jedem Fall lohnt sich die Überlegung, sich so weit als möglich von diesen Entwicklungen abzukoppeln, sei es durch eine eigene Photovoltaikanlage und/oder ein BHKW oder neue Technologien, wie Speicher oder eine Brennstoffzelle. Der beste Zeitpunkt in die eigene Unabhängigkeit zu investieren ist JETZT.
Ein Kommentar